Die DNA der Technik hat man oder nicht: Luzia Haunschmidt hat sie.

Mit Luzia Haunschmidt hat vor 15 Jahren erstmals eine Frau die Chefredaktion eines technischen Magazins in Österreich übernommen. Und, das obwohl Ihr die DNA der Technik nicht in die Wiege gelegt wurde. Wie Sie es geschafft hat, aus dem Nichts ein erfolgreiches Medium in Österreich zu etablieren und warum sich die Stränge Ihrer DNA mit der, der Technik ähneln, erzählte mir, die Frau, deren Kollegen es nicht immer leicht mit ihr haben. Wer jetzt aber glaubt, dass sie von geschlechterspezifischen Hürden und Vorurteilen berichten wird, der soll sich gut anhalten.

Katharina:

Du hast das Fachmagazin AUTOMATION in Österreich vor knapp 14 Jahren konzipiert und am österreichischen Markt als >> Das technische Magazin für die Automatisierungsbranche << erfolgreich positioniert. Eine Deiner letzten Ausgaben war knapp 200 Seiten stark. Wie ist Dir dieser Erfolg gelungen?

Luzia:

Die Basis für diesen Erfolg, sehe ich in der Zusammenführung der beiden Verlagsfunktionen >> Vertrieb und Redaktion <<. Diese beiden Bereiche werden durch mich repräsentiert. Was den praktischen Vorteil hat, dass sich das Vertriebs- und Redaktionsteam einem permanenten Austausch unterziehen. So entstehen mehr Themen für neuen Content und für die laufende Berichterstattung.  Das hat sowohl qualitative als auch quantitativ äußerst positive Auswirkungen. Und das nicht nur für den Verlag, sondern auch für unsere Kunden und Leser.

Katharina:

Was schätzen Deine Kunden an Dir?

Luzia:

Ich denke, dass meine Kunden mein echtes Interesse an ihren Inhalten, ihren Entwicklungen und Innovationen schätzen. Und sie wissen, dass sie sich auf mein Team und mich zu 100 % verlassen können, wenn es um die Belange Ihrer Kommunikation geht. Off-records heißt im x-technik Verlag auch off-records und veröffentlicht wird erst dann, wenn wir „Go“ haben.

Katharina:

Wie hat sich Deiner Meinung die Zusammenarbeit im beruflichen Alltag in den letzten Jahren verändert?

Luzia:

Nun ja, durch den Einzug verschiedenster digitaler Medien, hat sich der Auftrag an ein Verlagshaus und an eine Chefredakteurin schon  stark verändert. Die Kommunikationskanäle sind wesentlich vielfältiger und rascher zu bedienen. Wenn man beispielsweise den Aufwand für ein monatlich erscheinendes Print-Magazin, mit dem einer täglich zu bespielenden Online-Plattform vergleicht, dann kann ich nur sagen, dass der Termindruck sich um den Faktor 30 erhöht hat, da man für Online eben täglich unter >> Strom << steht.

Aber auch auf der zwischenmenschlichen Kommunikationsebene hat sich durch die Digitalisierung eine Menge verändert – auf Fragen will man heute binnen weniger Minuten, maximal Stunden eine Antwort. Was gestern noch Hip war, ist heute womöglich schon out. Was allerdings immer noch – oder gerade heute – besonders geschätzt wird, ist die persönliche Ansprache, ein vertrauensvoller Umgang und die gute altbewährte Handschlagqualität!

Katharina:

Die persönliche Ansprache findet in der Industrie vielfach auf den großen Leit- und kleineren Fachmessen statt. Da bist Du naturgemäß präsent. Hast Du schon einmal die Kilometer gemessen, die Du an einem Messetag hinter Dir gelassen hast?

Luzia:

Ja, das habe ich schon oft und tu es immer wieder! ???? Speziell am letzten Tag einer großen Messe werfe ich gern einen Blick auf meine KM-App – und da komme ich pro Tag bei etwa 12 Terminen schon auf gut 10 Kilometer.

Katharina:

Apropos eine Strecke zurücklegen. Du hast schon viele verschiedene berufliche Erfahrungen gemacht: Von der Marketingleiterin zur Agenturinhaberin bis hin zur Tontechnikerin. Du hast immer wieder etwas Neues gewagt. Angenommen ich würde Deine Arbeitskollegen im Verlag bitten Dich zu beschreiben, was würde ich zu hören bekommen?

Luzia:

Oje, ich denke, die haben es nicht immer leicht mit mir, weil ich so umtriebig bin und mich nur schwer von beruflichen Dingen ablenken lasse. Allerdings habe ich über die Jahre gelernt, nicht dasselbe von meinen Kolleginnen und Kollegen zu erwarten, wie beispielsweise mein Arbeitspensum und meinen Anspruch an Qualität, wie ich mir selbst abverlange. Summa summarum, sind wir – so denke ich – aneinander gewachsen und haben uns ganz toll >> zusammengerauft <<. Heute bezeichnen wir uns als >> recht individuell agierenden Haufen <<, der sich insgesamt zu einem harmonisch klingenden Orchester entwickelt hat.

Katharina:

Was bedeutet es für Dich Mut zu haben?

Luzia:

Die Abenteuerlust gepaart mit einer immensen Willensstärke wurde mir quasi in die Wiege gelegt – dafür kann ich selbst eigentlich gar nichts. Den Mut aufzubringen, diese beiden Eigenschaften auch auszuleben, habe ich meinem Vater zu verdanken – er hat nie etwas von mir erwartet oder verlangt. Er hat mein Selbstvertrauen gefördert und mich ermutigt offen auf meine Mitmenschen zuzugehen und der Welt mit einer übergroßen Portion Neugier zu begegnen.

Katharina:

Woher kommt Dein starker Wille, Themen in die Hand zu nehmen und umzusetzen? 

Luzia:

Wie gesagt, das wurde mir in die Wiege gelegt! ????

Katharina:

Wer oder Was sind Deine persönlichen Mutmacher?

Luzia:

Mein Vater, der leider schon verstorben ist. Mental kann ich aber seine ermutigenden Wort immer noch abrufen und spüren. Meine ganz persönlichen Freunde, die stets für mich da sind. Meine Familie, die mich immer wieder fordert, mich dem Mysterium Familie zu stellen. Einige von meinen Kunden, die auch zu wahren Freunde geworden sind und mir ihr Vertrauen geschenkt haben und noch immer schenken.

Katharina:

Angenommen Du würdest heute ein neues Medium aus der Taufe heben. Wie würdest Du das angehen und wäre das ein On- oder Offline Medium?

Luzia:

Eine vorgelagerte Marktforschung bezüglich Themen, Inhalte, Leser- und Kunden-Zielgruppen, Mitbewerber ist das A und O, wenn man ein neues Produkt oder eben ein neues Medium auf den Markt bringen möchte. Den USP zu definieren ist in weiterer Folge ein ganz wichtiger und entscheidender Schritt, ebenso wie die Festlegung der Formate, die den Leser fesseln sollen.

Ob es ein On- oder Offline-Medium werden soll, steht heutzutage außer Frage – gefragt ist beides. Das wissen wir vom x-technik Verlag besonders gut, denn wir bieten seit vielen Jahren verschiedene Medienkanäle und Formate an.

Last but not least, muss einem aber bewusst sein, dass ein gutes Medium einzig und allein von einem exzellent florierenden Informationsfluss lebt. Neutral von Neuheiten und Entwicklungen entlang der individuellen Medienausrichtung berichtet. Etwaige Redakteursmeinungen dürfen maximal in einem Editorial zum Ausdruck gebracht werden – alles andere entspricht nicht dem Ehrenkodex der Informationsverbreitung.

Katharina:

Du arbeitest als Chefredakteurin in einem männlich dominierten Umfeld. Hattest Du jemals ernsthafte Schwierigkeiten oder gab es Hürden, die du als Frau nehmen musstest in Deiner Vergangenheit? Wenn ja, welche?

Luzia:

Da hatte ich großes Glück! Denn ich kann mich auf keine einzige unangenehme Begebenheit erinnern, die mich als >> Frau in der Technik << diskriminiert oder behindert hätte. Ganz im Gegenteil – ich wurde und werde immer sehr herzlich empfangen und hatte und habe immer das Gefühl vermittelt bekommen, als Frau in dieser Männerdomäne willkommen zu sein.

Katharina:

Gibt es spezielle Themen in der Technik, die Dir ganz besonders am Herzen liegen?

Luzia:

Nun, die Technik hat es so an sich, dass sie sich fortwährend und immer rasanter werdend entwickelt und erfindet. Das entspricht sehr meinem natürlichen Temperament und deckt sich somit ganz und gar mit meiner und der DNA der Ingenieurswissenschaften.

Katharina:

Was wird das Jahr 2020 bringen? An welchen Verlags-Neuheiten arbeitest Du?

Luzia:

Unsere Online-Plattformen stets am letzten technischen Stand zu halten, ist so etwas wie ein Never Ending Projekt. Ein Projekt, das immer wieder neue Ideen fordert. Die Plattform >> automation.at << liegt in meinem Zuständigkeitsbereich, man könnte vielleicht auch sagen, dass das mein Baby ist, das stetig verhätschelt, genährt und gepflegt werden will. Und, eines weiß ich: Die Plattform ist einfach >>gefräßig <<! Seit etwa zwei Jahren arbeiten wir permanent daran, sie moderner und nutzerfreundlicher zu gestalten. 2020 soll die Plattform am neuesten Stand der digitalisierten Technik sein – wobei ich heute schon eines sicher weiß: Das ist und bleibt eine Never Ending Story! ????

Katharina:

Ich weiß, dass Du gerne Murakamis Werke liest. Was fasziniert Dich besonders an seinen Büchern?

Luzia:

Mich fasziniert bei Murakami sein schriftstellerisches Talent, sehr einfache und alltägliche Begebenheiten im menschlichen Umfeld  zwischen realean und surrealen Welten verschwimmen zu lassen. Er versteht es wie kaum ein anderer die weltliche Vorstellung von Zeit zum illusorischen Begriff zu verwandeln. Einfach lesenswert.

Danke für das Gespräch.